Nachrichten


OLG Frankfurt a.M. v. 27.6.2024 - 6 U 192/23
Willigen Endnutzer nicht in die Speicherung von Cookies auf ihren Endgeräten gegenüber den Webseiten-Betreibern ein, die Cookies verwenden, haftet die hier beklagte Microsoft-Tochter für die mit ihrer Unternehmenssoftware begangene Rechtsverletzung. Es entlastet sie nicht, dass nach ihren AGB die Webseiten-Betreiber für die Einholung der Einwilligung verantwortlich sind. Das OLG Frankfurt a.M. hat Microsoft dazu verpflichtet, es zu unterlassen, ohne Einwilligung Cookies auf Endeinrichtungen der Klägerin einzusetzen.

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hat zur Künstlersozialabgabe-Verordnung 2025 die Ressort- und Verbändebeteiligung eingeleitet. Im Jahr 2025 wird der Abgabesatz zur Künstlersozialversicherung unverändert 5,0 % betragen.

LG Koblenz v. 4.3.2024 - 14 O 784/23
Steht einem Bundesminister, der unter einem Video auf Facebook in den dortigen Kommentaren als „Drecksack“ bezeichnet wurde, ein Unterlassungsanspruch und ein Anspruch auf Schmerzensgeld zu? Diese Frage hatte das LG Koblenz zu beantworten.

OLG Dresden v. 18.7.2024 - 4 U 323/24
Das OLG Dresden hat die Berufung des Satirikers und Moderators Jan Böhmermann gegen eine sächsische Bio-Imkerei zurückgewiesen. Böhmermann hatte in seiner Fernsehsendung über »Beewashing« berichtet und damit u.a. die Praxis kritisiert, Bienenvölker an Unternehmen zu vermieten, damit diese sich mit dem Anschein des Engagements für Nachhaltigkeit schmücken könnten. Die Imkerei hatte daraufhin sog. Beewashing-Honey vertrieben und - scherzhaft und ohne Einwilligung - mit Böhmermann als "führendem Bienen- und Käferexperten“ geworben. Dieser müsse dieses Vorgehen als satirische Auseinandersetzung mit der Fernsehsendung hinnehmen, entschied das OLG.

EuG v. 17.7.2024 - T-1077/23
Die Nichtigkeitsklage von Bytedance (TikTok) gegen den Beschluss der EU-Kommission, in dem Bytedance nach dem Gesetz über digitale Märkte als Torwächter benannt wurde, hatte vor dem EuG keinen Erfolg.

EGMR (Dritte Sektion), Urteil v. 04.06.2024 – 36681/23 (Bosev gegen Bulgarien)
Ein Verstoß gegen das Recht auf ein faires Verfahren kann bewirken, dass die gerichtliche Einschränkung des Rechts auf freie Meinungsäußerung nicht mit wirksamen und angemessenen Garantien gegen Willkür einhergeht, womit sie nicht in einer demokratischen Gesellschaft notwendig ist.

EGMR (Zweite Sektion), Urteil v. 14.05.2024 – 25259/20 (Oleg Balan gegen Republik Moldau)
Der Verweis auf die anwendbaren Grundsätze der EMRK und die Rechtsprechung des EGMR durch innerstaatliche Gerichte schließt nicht zwangsläufig einen Verstoß gegen die Gewährleistungen der EMRK aus.

OLG Frankfurt a.M. v. 8.7.2024 - 1 Ws 171/23 u.a.
Das OLG Frankfurt a.M. hat entschieden, dass hinsichtlich der angeschuldigten Mitglieder u.a. der WhatsApp-Gruppe „Itiotentreff“ kein hinreichender Tatverdacht dafür vorliege, dass die anklagegegenständlichen Äußerungsdelikte erfüllt seien. Die Verwirklichung der in Betracht kommenden Tatbestände würde ein „Verbreiten“ von Inhalten erfordern. Das Tatbestandsmerkmal des Verbreitens sei nicht erfüllt. Der Senat hat die Beschwerde der Staatsanwaltschaft gegen die Nichteröffnung des Hauptverfahrens insgesamt zurückgewiesen.

OLG Frankfurt a.M. v. 9.7.2024 - 16 U 92/23
Eine klagende Transfrau kann u.a. verlangen, nicht als „Transe“ bezeichnet zu werden. Dem Wort kommt ausschließlich eine abwertende Bedeutung zu. Der diskriminierende Verletzungsgehalt steht auf einer Stufe mit dem Schimpfwort „Schwuchtel“. Das OLG Frankfurt a.M. hat den vom LG zugesprochenen Unterlassungsanspruch bestätigt.

Aktuell in der AfP
Unsere freiheitliche Demokratie profitiert von unabhängigen Journalisten, die als „vierte Gewalt“ eine Korrektivfunktion gegenüber den staatlichen Gewalten wahrnehmen. Voraussetzung hierfür ist, dass sie vertraulich kommunizieren und die Rechercheergebnisse vertraulich bearbeiten können. Die Einschaltung von IT-Dienstleistern durch Medienunternehmen bei der Kommunikation und Datenverarbeitung kann diese Vertraulichkeit gefährden bzw. beeinträchtigen. Dies müssen Journalisten nicht hinnehmen.

LG Düsseldorf v. 18.4.2024 - 14d O 1/23
Im Streit um die Sper­rung ihrer Face­book-Seite hat die Film­werk­statt Düs­sel­dorf einen Er­folg gegen den Di­gi­tal­kon­zern Meta er­zielt. Das LG Düs­sel­dorf ent­schie­d, dass die Sper­rung rechts­wid­rig war, da in der Sperrung ohne vorherige oder unverzüglich nach der Sperrung erfolgte Begründung und Anhörung ein Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung liege.

AG Rheine v. 4.6.2024 - 10 C 165/23
Das Wort „Teufelin“ ist nach allgemeiner Lebensauffassung negativ konnotiert. Der Großteil der Bevölkerung assoziiert mit dem Begriff den Inbegriff des Bösen. Es handelt sich demnach um eine Bezeichnung, durch die die Klägerin gerade im Hinblick auf ihre Tätigkeit und Funktion als Person des öffentlichen Lebens eine deutliche Abwertung erfährt.

LG München I v. 22.4.2024 - 4 HK O 11626/23
Die während eines Telefongesprächs zur Vertragsanbahnung ausgesprochene Aufforderung, einen Link zur Vertragsbestätigung in einer während des Gesprächs zugesendeten E-Mail anzuklicken, stellt einen Verstoß gegen § 3a UWG dar. Der Verbraucher darf nicht dazu aufgefordert werden, seine Vertragserklärung noch abzugeben, bevor das Telefonat beendet ist, sofern er vorher keine andere Möglichkeit hatte, sich in ausreichender Zeit Kenntnis von den Vertragsbedingungen zu verschaffen.

LG Stralsund v. 6.6.2024 - 4 O 19/24
Das ungefragte Übersenden von Textnachrichten, Bildern und eines Videos mit anzüglichem Inhalt (sog. Sexting), kann eine Geldentschädigung begründen. Solche Handlungen übersteigen in ihrer Intensität die bloße Beleidigungshandlung und erfordern eine entschiedenere Antwort des Rechtsstaats zum Schutz des allgemeinen Persönlichkeitsrechts als einen strafbewehrten Unterlassungstitel.

BGH v. 7.5.2024 - VI ZR 307/22
Der BGH hat sich vorliegend mit der Reichweite eines auf die konkrete Verletzungsform beschränkten gerichtlichen Unterlassungsgebots hinsichtlich einer Bildveröffentlichung befasst.

EGMR (Fünfte Sektion), Urteil v. 16.5.2024 – 36681/23 (Lutgen gegen Luxemburg)
Als Teil einer grundlegenden Institution des Staates können Richter bei ihrer amtlichen Tätigkeit weiter gefassten Grenzen akzeptabler Kritik ausgesetzt sein als normale Bürger.

EGMR (Fünfte Sektion), Entscheidung v. 16.5.2024 – 18536/18 (Gernelle und SA société d’exploitation de l’hebdomadaire Le Point gegen Frankreich)
Selbst bei einem behaupteten übermäßigen Eingriff in den Quellenschutz und in die Informationsfreiheit kann auch eine finanzielle Entschädigung einen angemessenen Rechtsbehelf darstellen.

Aktuell in der AfP
Presseveröffentlichungen können Mischerzeugnisse aus menschlich-journalistischen Textbeiträgen und KI-generierten Zusatzinhalten sein. KI-generierte Inhalte genießen zwar nur urheberrechtlichen Werkschutz, wenn der Mensch detaillierte Vorgaben macht und die konkrete Ausgestaltung nicht der Wahrscheinlichkeitsrechnung überlässt. Die KI-generierten Bestandteile wie Texte und Bilder partizipieren aber am Leistungsschutzrecht, das für die Gesamtkomposition der Presseveröffentlichung gewährt wird.

OLG Köln v. 13.6.2024 - 15 U 70/23
Dem Kölner Kardinal Woelki steht gegen den Axel Springer Verlag ein Unterlassungsanspruch unter dem Gesichtspunkt der Verletzung des Allgemeinen Persönlichkeitsrechts zu. Dies betrifft die im Rahmen der Berichterstattung aufgestellte Tatsachenbehauptung, der Kardinal habe die Inhalte eines in den Akten des Erzbistums befindlichen Polizeiberichts sowie die protokollierte Aussage eines jungen Mannes bei der in der Berichterstattung kritisierten Beförderungsentscheidung positiv gekannt.

OLG Frankfurt a.M. v. 13.6.2024 - 16 U 195/22
Ein Plattformbetreiber haftet für rechtsverletzende Inhalte von Nutzern der Plattform nur, wenn die Beanstandungen eines Betroffenen - die richtig oder falsch sein können - so konkret gefasst sind, dass der Rechtsverstoß auf der Grundlage der Behauptung des Betroffenen unschwer bejaht werden kann.